Nach Empfehlung eines internationalen Expertengremiums wird Bruxismus
so definiert: „Bruxismus ist eine sich wiederholende
Kaumuskelaktivität, die durch Knirschen oder Pressen auf den Zähnen und/oder
durch Anspannung bzw. Pressen der Kiefer aufeinander gekennzeichnet ist.
Bruxismus hat zwei verschiedene zirkadiane Manifestationen und kann während des
Schlafes (Schlafbruxismus) oder im Wachzustand (Wachbruxismus) auftreten

Begriffe wie „Parafunktion“und „Bewegungsstörung“ sind nicht für
Bruxismus zutreffend.
Bruxismus gibt es ungefähr 20 % in der Bevölkerung.

Schlafbruxismus beträgt 14 % bis 18 % bei Kindern, über 5 % bis 6 %
bei Erwachsenen und ca. 3 % bei den über 60jährigen.


Gemäß der Klassifikation für Schlafstörungen der American Academy of Sleep
Medicine wird Schlafbruxismus als schlafassoziierte Bewegungsstörung angesehen.
Sie ist durch das unbewusste Knirschen und/oder Pressen der Zähne während des
Schlafes gekennzeichnet.


Beim Wachbruxismus wird das Pressen oder Knirschen mit den Zähnen
bewusst wahrgenommen und tritt auch neben nervösen Tics und
Parafunktionen auf. Wachbruxismus wird mit sozialem Stress (z.B. Belastungen im familiären Bereich, am Arbeitsplatz)
beschrieben.



Rauchen, Koffein, Alkoholabusus, Angststörungen und bestimmte Medikamente sind
weitere Risikofaktoren. 20 bis 30 % der Patienten mit Schlafbruxismus
haben beim Erwachen Schmerzen.


.

Als Folge von stark ausgeprägtem Bruxismus kann ein Verlust bzw. eine Destruktion
der Zahnhartsubstanzen, im Extremfall bis zur Eröffnung der Pulpa bzw. Zerstörung
der klinischen Krone, und/oder eine Schädigung von bestehenden zahnärztlichen
Restaurationen (z. B. Perforation der Okklusalfläche, Abplatzen von Verblendungen,
Totalfraktur bei Vollkeramikrestaurationen, okklusaler Verschleiß von
Prothesenersatzzähnen) eintreten

.
Bruxismus kann auch zur Entstehung von nicht-kariösen zervikalen Läsionen beitragen (engl. Noncarious cervical lesions;
Synonyma: keilförmige Defekte, Zahnhalsdefekte).
Mit Bruxismus auftretenden Zahnhartsubstanzdefekte, erosive Veränderungen aufgrund einer regelmäßigen Säureexposition der Zähne (z. B.
Magensäurereflux: Bulimie, säurehaltige Getränke und Speisen) sindmittels Ernährungsanamnese, abzugrenzen.


Zur Therapie des Bruxismus werden in erster Linie Okklusionsschienen eingesetzt.

Unterkieferprotrusionsschienen sind auch zur Reduktion von Bruxismus geeignet, da sie die nächtlichen Knirschphasen
verringern.

Eine medikamentöse Behandlung wird nur kurzzeitig empfohlen. Muskelrelaxantien wie Clonazepam und lokale Injektionen von
Botulinumtoxin zur Reduktion der Masseterhypertrophie zeigen hier kurzzeitig positive Effekte.
Hier sind die Nebenwirkungen der Medikamente auch zu berücksichtigen.

Die Entscheidung für prothetische Restaurationen bei Abrasionsgebissen wird durch
den Schweregrad der morphologischen Veränderungen, die Wahrscheinlichkeit einer
weiteren Progression, das Patientenalter und die Bedürfnisse des Patienten
bestimmt .

Sollte wegen einer durch Bruxismus entstandenen abgesunkenen
vertikalen Kieferrelation eine definitive prothetisch-restaurative Versorgung notwendig
sein, ist vor der endgültigen Therapie eine Vorbehandlung basierend auf
funktionsanalytischen Maßnahmen mit Okklusionsschienen und/oder
Langzeitprovisorien zur Simulation der veränderten Kieferrelation möglich, aber Bisserhöhungen bis 4 mm werden generell auch ohne diese Maßnahmen sehr gut vertragen.