Vollkeramikkronen ohne Zahntechniker

 

Der Arbeitgeberverband Zahntechnik e.V. (AVZ) sieht die „kleine“ CAD/CAM-Chairside-Technik kritisch.

Massive Marktbearbeitung könnte gewerbliche Zahntechniker aus dem Workflow drängen.

Zahntechniker-Meister, die mit offenen Augen und Ohren die diesjährige „Internationale Dental Schau“ IDS in Köln besuchten, mussten eine zunehmend aggressive Marktpositionierung und -einführungen von „Chairside“ Systemen konstatieren. Industrielle Hersteller und Softwareentwickler von CAD/CAM-Systemen sehen offenbar große Marktpotentiale bei kleinen Einheiten, mit denen „Chairside“ ohne die Mitwirkung von Zahntechnikern, Vollkeramikkronen, Dreigliedrige Brücken und Inlays hergestellt werden können. Die international agierenden Hersteller wollen Dentallaborinhabern allerdings nach wie vor die großen Einheiten sowie die Materialien zur Herstellung von gefrästen Kronen etc. verkaufen. Sie nehmen damit bewusst in Kauf, dass durch die „Chairside“-Fertigung in den Praxen der Zahnärzte die dafür notwendigen Einnahmen der Dentallabore fehlen.

Was Mitte der 1980er Jahre bei einer Vorstellung von Francois Duret in einem Düsseldorfer Hotel für Aufregung sorgte, hat heute eine Dimension erreicht, die das Zahntechniker-Handwerk nicht nur verändern, sondern in seinen Grundfesten erschüttern könnte. Die Frage, ob der digitale Workflow in der Prothetik für Zahntechniker noch einen Handlungsspielraum lässt, wird seit dem Ende des IDS 2017 in den sozialen Medien im Internet mit neuer, zum Teil hoch emotionaler Intensität diskutiert.

Ein zusätzlicher Aufreger ist in diesem Zusammenhang das Angebot eines der größten Materialzulieferer. Zahnarzthelferinnen sollen in 1,5 Tagen zur zertifizierten CEREC-Assistenz weitergebildet werden, die mit dem System nahezu alle Aufgaben im zahnärztlichen Workflow – Vorbereitung des Systems, Eingabe von Patientendaten, die digitale Abformung, das Handling der Kamera, die Optimierung des digitalen Abdrucks, das Design von lnlay, Onlay, Krone etc. in der Software, Fertigung in der Schleifeinheit, die Vorbereitung der Zahnrestauration zum Einsetzen sowie die Finalisierung der Restauration – Chairside übernehmen soll. Es ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass die so entstehenden „Chairside Produkte“ durchweg keine Kassenleistungen sind, sondern nach GOZ und BEB zu berechnende Versorgungen darstellen. Das “merkantile“ Ziel der Zahnarzt–Industriebindung ist für jedermann offensichtlich. Die Zahnarztpraxis wird zum “Mehrwert-Verkäufer“ der Industrie, die durch Wohlfühlargumente „Ihre neue Krone innerhalb einer Stunde“ ihre Absätze steigert und ihre Gewinne maximiert.

Da fragt sich mancher Zahntechniker mit einer mehrjährigen Ausbildung, wie er sich weiter motivieren soll, damit sie oder er mit einer zertifizierten „Chairside-Assistentin“, die ohne eine vergleichbare zahntechnische Ausbildung operiert, konkurrieren kann.

Der Spruch, „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ beschreibt in schöner Perversion, was zurzeit geschieht. High Tech verdrängt qualifizierte Zahntechniker, die Zahnersatz für Menschen unter dem Einsatz ihres Wissens, Könnens und ihrer Qualifikationen fertigen. Und die zahnärztlichen „Kontrolleure„ kontrollieren letztendlich im kompletten Workflow den Bedarf, die Nachfrage, das Angebot, die Produktion, das Produkt, die Produzentin und den Preis.

Der AVZ vertritt nachdrücklich die Auffassung, dass der Produktionsort für Zahnersatz das eingetragene, meistergeführte, gewerbliche Labor und nicht die zahnärztliche Praxis, das Praxislabor oder das Industrieunternehmen sein muss. Die im AVZ zusammengeschlossenen gewerblichen Laboratorien sind davon überzeugt, dass selbst die Dentalindustrie und der Dentalhandel ohne den zahntechnischen Unternehmer nie die heute angebotene Qualität ihrer Produkte erreicht hätten. Immer waren es Zahntechniker die maßgeblich an Entwicklungen und Erfindungen beteiligt waren. Über viele Jahre hin wurden großflächige Feldversuche von Materialien oder Geräten der Industrie immer von unterstützenden Zahntechnischen Laboren durchgeführt. Aus diesem Blickwinkel betrachtet wäre die Industrie gut beraten den professionellen Zahntechnikermeister und Unternehmer auch zukünftig nicht aus dem Auge zu verlieren.

Unser Grundsatz im AVZ ist, dass Zahnersatz nur von modernen und bestens ausgebildeten Menschen mit Erfahrung gefertigt werden soll. Nur die konsequente Arbeitsteilung von Zahnarzt und Labor garantiert Transparenz und kontrollierte Qualität zum Wohle der Patienten.

Quelle: AVZ – Arbeitgeberverband Zahntechnik e.V.

Zahnarzt Dr. Hayim in Essen Rüttenscheid arbeitet seit 10 Jahren mit dem Cerec CAD/CAM Verfahren. Er hat in seiner Zahnarztpraxis ohne Zahntechniker über 3000 Kronen, Inlays, Onlays bisher erfolgreich eingesetzt und viele Mitarbeiterinnen in diese moderne Technik eingearbeitet. Das Aufnahmegerät ( intraoraler Scanner) wurde in unserer Zahnarztpraxis alle 5 Jahre ausgewechselt, um auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Die Software dieser Geräte werden ständig aktualisiert. Diese abdrucklose Kronentechnik wurde in den letzten 10 Jahren ständig nachgebessert und ist heute präziser als die konventionnelle Abdrucktechnik. Zur Zeit ist es auch möglich mit der neuesten Kamera dreigliedrige Brücken aufzunehmen und zu konstruieren. Leider dauert das Schleifen und das Sintern ( Zirkon wird in einem Keramikofen bei 1600 Grad erhärtet) länger als die einzelnen Kronen, Onlays, die wir seit 10 Jahren innerhalb von einer Stunde anfertigen.

Wir bekommen in den nächsten Wochen die neueste Aufnahmeeinheit, die den ganzen Kiefer innerhalb von paar Minuten, ohne Puderung der Zahnflächen, mit einer Videosequenz  aufnehmen wird. Wir haben schon Kontakte zu Fräszentren aufgebaut, um die Aufnahmen direkt vom Behandlungszimmer per Internet zu einem Fräszentrum zu schicken und innerhalb von einigen Tagen gefräste monolithische Zirkonarbeiten herstellen zu lassen. Wir sind am Wohlbefinden unserer Patienten sehr interessiert und sind immer auf der Suche nach modernen Verfahren, um die Behandlungszeit zu verkürzen und so angenehm wie möglich ohne lästige Abdrucknahme in unmittelbarer Zukunft zu gestalten.