Zahnmedizinstudium in Europa

 

Ein zahnmedizinisches Studium abschließen ohne je am Patienten gearbeitet zu haben: Eine kürzlich veröffentlichte Studie aus Frankreich hat es festgestellt. 10 % aller Zahnmedizin-Abgänger in der Europäischen Union haben ohne praktische Erfahrung den Uniabschluß bestanden. In der Schweiz scheint es, dass Studierende der Zahnmedizin viele Ausbildungsstunden am Behandlungsstuhl verbringen müssen.

Im Rahmen des freien Personenverkehrs dürfen Zahnärztinnen und Zahnärzte des Schengen-Raums innerhalb der Mitgliedstaaten ihren Beruf frei ausüben. Grundsätzlich ist deshalb die Ausbildung als gleichwertig zu betrachten. Nicht immer entspricht die formelle Gleichwertigkeit eines ausländischen Diploms der tatsächlichen Qualität des Ausbildungsganges. Gerade die praktische Ausbildung kommt häufig zu kurz. Dies zeigt die Umfrage, die in 19 Ländern der EU durchgeführt wurde. Zehn Prozent aller befragten Studienabgänger haben angegeben, nie selber an einem Patienten gearbeitet, sondern höchstens nur bei einer Zahnbehandlung zugeschaut zu haben. In der Schweiz ist das anders: An allen vier zahnmedizinischen Universitäten des Landes macht die praktische Arbeit einen großen Teil der Ausbildung aus. Die an der Universität Rennes entwickelte Umfrage ergab auch, dass die diversen praktischen Behandlungen unterschiedlich oft durchgeführt wurden.

Zahnarzt Dr. Hayim hat seinen Uniabschluß in der Freien Universität in Brüssel abgeschlossen. Während dem Zahnmedizinstudium hat er ein Jahr im Labor der zahnmedizinischen Fakultät an einem Phantomkopf monatelang Zähne geschliffen und Füllungen gelegt, bevor er für die Klinik zugelassen wurde. In der Uniklinik hat er zwei Jahre lang täglich mindestens 10 Patienten behandelt. Dabei hat er unzählige Füllungen gelegt sowie Wurzelbehandlungen und Zahnextraktionen alleine durchgeführt. In der prothetischen Abteilung hat er während 4 Monaten 35 Zahnprothesen selber angefertigt und bei seinen Patienten in der Uniklinik Brüssel eingesetzt, um zu den theoretischen Prüfungen zugelassen zu werden. Dabei hat er in 5 Jahren 75 theoretische Prüfungen schriftlich und mündlich bestanden und mit sehr gut seinen Abschluß bestanden. Da er so viele Patienten in der Unizeit behandelt hat, brauchte Dr. Hayim in Essen keine Vorbereitungszeit für die Zulassung als Kassenzahnarzt in Deutschland und durfte sofort mit eigener Zulassung selbständig Kassenpatienten behandeln. Normalerweise müssen Zahnmediziner nach dem Uniabschluß zwei Jahre als Vorberitungsassistent arbeiten, um sich selbständig als Kassenzahnarzt niederzulassen. In 26 Jahren Berufsleben hat Zahnarzt Dr. Hayim zahlreiche Fortbildungen besucht und sich ständig weitergebildet.